Wie Pilze unsere Welt formen und
unsere Zukunft beeinflussen
Merlin Sheldrake
Geld regiert die Welt? Wir, die Gattung Homo sapiens, regieren die Welt? Forget it: Pilze regieren die Welt. Zu dem Schluss kann man jedenfalls kommen, wenn man Merlin Sheldrakes Buch „Verwobenes Leben – Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen.“ gelesen hat. Dieses Buch ist bewusstseinserweiternd , so schreibt DIE ZEIT! Auch das, auch ohne das man etwas eingeschmissen hat. Und das muss man als Autor erstmal schaffen.
Dass Pilze mit Ihrem Mycel die Bäume verbinden, Nährstoffe und Wasser für die Bäume erschließen, Nachrichten und Warnmeldungen von Baum zu Baum transportieren usw. und dafür im Internet des Waldes (Wood Wide Web) die Netzgebühr in Form von Zucker von den Bäumen kassieren, das ist seit den Forschungen von Suzanne Simard seit 1997 allgemein bekannt und wissenschaftlich erwiesen (Naturvölker wussten das übrigens schon immer). Was Pilze aber alles noch so im Untergrund treiben und wie sie uns, unseren Körper und Geist, unsere Welt beherrschen, dass beschreibt der Britische Wissenschaftler Merlin Sheldrake in seinem Erstlingswerk „Verwobenes Leben“.
Zum Staunen
Pilz-Mycele können Umweltgifte wie Pestizide, Rohöl, Kunststoffe und sogar TNT unschädlich machen. Schon heute liefern Pilze nachhaltige Bau- und Werkstoffe, die zukünftig CO₂-intensive Materialien wie Beton, Leder und Versandverpackungen ersetzen könnten. Pilze können so starken Druck erzeugen, dass Sie nicht nur den Asphalt unserer Straßen aufbrechen, sondern sogar das kugelsichere Material Kevlar durchdringen. Echte Kraftmeier also. Und dazu noch mega-Intelligent. So werden in Japan Pilze dazu eingesetzt, um im Planungsprozess für das Tokioter U-Bahnnetz neue effiziente Streckenführungen zu finden. Pilze sind in der Lage auch ohne Gehirn oder zentrales Nervensystem intelligente Entscheidungen zu treffen und handeln zum Beispiel mit Bäumen Nährstoffdeals nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage aus. Neben vielen Praxisbeispielen, die einen staunen lassen, beleuchtet Sheldrake aber auch philosophische Aspekte und inspiriert den Leser,
Wie fühlt man sich als Pilz?
Mit der Frage „Wie fühlt man sich als Pilz?“ fordert Sheldrake uns zum Perspektivwechsel auf. Und macht klar, dass uns die bisherigen, konventionellen Konzepte und unsere anthropozentrischen Denkmodelle uns nicht weiterbringen, wenn wir verstehen wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Eine dieser konventionellen Vorstellungen ist, dass es ein Gehirn oder eine zentrale Entscheidungsinstanz braucht, um intelligent zu handeln oder Entscheidungen zu treffen; eine andere, dass die Natur aus einer Menge von Arten besteht, die von uns Menschen dominiert wird. Denn eines ist gewiss: Ohne Pilze funktioniert auf diesem Planeten gar nichts, uns Menschen dagegen braucht es auf diesem Planeten nicht zwingend. Think about it. Sheldrakes Buch ist ein guter Einstieg, um sich auf andere, nicht menschenzentrierte Perspektiven einzulassen. Und in diesem Sinne durchaus bewusstseinserweiternd. Mein Wisschenschaftsbuch des Jahres!
Das Buch auf einem Blick:
Merlin Sheldrake: Verwobenes Leben.
Aus dem Englischen von Sebastian Vogel
Ullstein Verlag, Berlin 2020; 464 Seiten
ISBN: 978-3463000343
Preis: Hardcover 29,- EUR, Taschenbuch 16,99 EUR